Indikationen der Ganzkörperkältetherapie in der Kältekammer für Mediziner

 

Ganzkörperkältetherapie in der Kältekammer bei Gleichgewichtsstörungen und Störungen der Bewegungskoordination

Körperliches Gleichgewicht und Bewegungskoordination sind nerval eng miteinander verbunden. Das im Innenohr gelegene Gleichgewichtsorgan (Vestibularorgan) kann nur die Lage des Körpers im Raum bestimmen. Zur Wahrnehmung der Position des gesamten Körpers und auch einzelner seiner Teile im Raum sind weitere Informationen erforderlich, die mit denen aus dem Vestibularapparat im Zentralen Nervensystem zu einem Ganzen verknüpft werden müssen. Dieser zweite Informationsanteil kommt aus dem Sehorgan und aus der Tiefensensibilität, der Propriozeption. Mit der Tiefensensibilität und ihrer Beeinflussung durch Kältereize wollen wir uns hier kurz befassen.


Die Sensoren, die auf entsprechende Reize aus der ,,Tiefe“ des Körpers reagieren, befinden sich in der Muskulatur und in den Sehnen, in den Gelenkstrukturen und auch in der Haut. Die Tiefensensibilität vermittelt uns die nervalen Informationen über Stellung und Bewegung des Körpers und der Gliedmaßen sowie über das Ausmaß der Kraft, die die Muskulatur aufwenden muss, um eine bestimmte Körper- oder Gliedmaßenposition einzunehmen oder aufrecht zu erhalten. Ein regelrechter (sprich: nicht gestörter) Informationsfluss aus allen Teilen der Tiefensensibilität ist unabdingbare Voraussetzung für die fein abgestimmte Innervation der an der Bewegungskoordination beteiligten Muskelgruppen.


Störungen der Tiefensensibilität, (krankhafte Veränderungen ihres Afferentationsmusters) sind auf mannigfaltige Art und Weise möglich:

  • Bewegungseinschränkungen der Gelenke durch Entzündungen, Schmerzen und degenerative Veränderungen,
  • Gelenkverletzungen,
  • Fehlbelastungen von Gelenkstrukturen beziehungsweise überhaupt im Skelettsystem,
  • Fehlbelastungen von Muskeln und Muskelgruppen, muskuläre Schwächen und Muskelhartspann, Muskelverkürzungen und muskuläre Dysbalancen,
  • Innervationsstörungen der Muskulatur mit Veränderung ihres Spannungszustands,
  • Immobilisation von Körperteilen beziehungsweise des ganzen Körpers.


Erinnern wir uns an das im Abschnitt 3.1 (Nerval-reflektorische Vorgänge) Beschriebene und sehen wir uns noch einmal die Abbildung 3.3 an. Die dort bezeichneten Zusammenhänge – Verschaltung der Kälteafferenzen mit anderen nervalen Funktionskreisen – sind die primären Voraussetzungen dafür, dass Kälteeinwirkung bei Störungen der Tiefensensibilität mit nachfolgender Beeinträchtigung des Koordinationsvermögens therapeutisch genutzt werden kann. Dieser primäre Einfluss wird über die so genannte afferente Hemmung wirksam, die die gegenseitige Beeinflussung der einzelnen afferenten Systeme bezeichnet. Darüber hinaus greift die Kälte sekundär, gewissermaßen modulierend, in die gestörten Systeme ein. Das geschieht über die Entzündungshemmung, die Schmerzausschaltung, die Ödemrückbildung und über die Regulation der muskulären Innervation. Beide Wege tragen dazu bei, dass Chronifizierungen und Sekundärschäden vermieden werden können. Auch hier gilt: Die Ganzkörperkälteanwendung löst nicht das Problem einer Gleichgewichts- und Koordinationsstörung, sie verbessert aber die Bedingungen für aktive Trainingsprogramme.


Für hilfreiche weiterführende Informationen zur Ganzkörperkältetherapie bei −110 °C und den Wirkungsmechanismen empfehlen wir das Buch "Die Kraft aus der Kälte" von Prof. Dr. sc. med. Winfried Papenfuß, erschienen bei der Edition K, Wolfsegg. Daraus wurden auch weite Teile des Inhalts dieses Internetauftritts entnommen.


Das eingängige Standardwerk eignet sich gleichermaßen für Fachleute und interessierte Leser. Gerne leiten wir Ihre Bestellung des Buches "Die Kraft aus der Kälte" direkt an den Verlag weiter.



 
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